Hans Fallada und die Literatur(en) zur Finanzwelt

Hans Fallada und die Literatur(en) zur Finanzwelt

Veranstalter
Hans-Fallada-Gesellschaft e.V. Carwitz
Veranstaltungsort
Ort
Carwitz (Mecklenburg-Vorpommern)
Land
Deutschland
Vom - Bis
15.07.2014 - 17.07.2014
Deadline
28.02.2014
Von
Daniel Börner

Der Vorstand der Hans-Fallada-Gesellschaft e.V. bittet um Vortragsanmeldungen zur wissenschaftlichen Konferenz mit dem Rahmenthema:

„Aber raus aus der Tasche muss das Geld – soviel ist sicher."
Hans Fallada und die Literatur(en) zur Finanzwelt

Spätestens seit Émile Zolas Roman „Das Geld“ (L´Argent, 1891) ist das Finanzsystem ein Motiv und Bezugspunkt der modernen Literatur. Die unmittelbaren Auswirkungen der persönlichen finanziellen Verhältnisse sind wiederholt auch Leitthema in Romanen Hans Falladas. Vor allem die alltäglichen Nöte und Sorgen der so genannten „kleinen Leute“ wirken durch die eindringlich beschriebene Inflations- und Existenzangst erschreckend aktuell. Besonders scharf arbeitete Fallada die pekuniären Abhängigkeiten in „Wolf unter Wölfen“ heraus, dem Roman zum Jahr der Hyperinflation 1923. Das Leitzitat zur wissenschaftlichen Konferenz entstammt dem Kapitel „Jäger und Gejagte“.

Neben dem internationalen Überraschungserfolg von „Jeder stirbt für sich allein“, sind es vor allem die Gesellschaftsporträts Falladas, die heutigen Lesern und Rezensenten gegenwärtig erscheinen, weil die Parallelen zur Jetztzeit offenkundig wirken. Die Fallada-Renaissance hat zahlreiche Bühnenfassungen vom „Kleinen Mann – was nun?“ hervorgebracht. Darin rücken ökonomische Fragen unmittelbar in den Vordergrund: Euro-Krise, Abstiegs- und Verlustängste, Arbeitslosigkeit, Kapitalismuskritik und prekäre Lebensbedingungen. Falladas authentische Darstellung von Wirtschaftskrisen basierte auf eigener Anschauung. Wie aber kann ein Gegenwartsroman das überkomplexe Wirtschaftssystem und die Folgen des anonymen Finanzgebarens angemessen darstellen, ohne dabei mit Stereotypen und Klischees auszukommen?

Die Verknüpfungen zwischen Literatur und Ökonomie sind zahlreich, aber nur selten literaturwissenschaftlich behandelt worden. Die aktuellen Verwerfungen der internationalen Finanzwirtschaft haben das Spannungsverhältnis zwischen Geld und Literatur erneut herausgefordert. Welche Bedeutung haben Bücher in Krisenzeiten?
Die 6. Internationale Hans-Fallada-Konferenz möchte die vielfältigen literarischen Verknüpfungen zwischen Finanzwelt und Literatur, Geld(mangel) und Schriftstellerexistenz, Krisenromanen und literarischem Markt versammeln, um damit ganz unterschiedliche Blickwinkel und Zugänge in einen erkenntnisreichen Austausch zu bringen.

Der Schwerpunkt der Tagung gilt der Literatur des 20. Jahrhundert, weitere Epochen und Sprachräume sind willkommen. Das inhaltliche Spektrum öffnet sich dabei gezielt interdisziplinären Sichtweisen und Analysen, auch soziologischen, (wirtschafts-)historischen, linguistischen, psychologischen oder kulturgeschichtlichen Perspektiven.

Die Konferenz wird gemeinsam mit Frau Prof. Dr. Andrea Rudolph (Universität Opole) organisiert.

Vom 18. bis 20. Juli 2014 finden im Anschluss an die wissenschaftliche Konferenz die 24. Hans-Fallada-Tage am gleichen Ort statt. Seien Sie und Ihre Freunde auch dazu herzlich eingeladen.

Als mögliche Themenkomplexe, Untersuchungsgegenstände und Fragestellungen bieten sich an:
1. „Genie und Geld“ – Beiträge zur Literaturgeschichte des Geldes
Arbeits- und Geldlosigkeit als literarischer Topos; Schriftstellerbiografien als Geschichte von ökonomischen Zwängen; Schriftstellerei als Beruf; die Gattung der Bettel- und Geldbriefe; das Geldmotiv in Leben und Werk; Poetik des ökonomischen Menschen; Poesie des Geldes

2. „Soll ich nur wegen des Geldverdienens schreiben“ – Fallada und seine Zeitgenossen
Industrie-, Arbeitslosen- und Inflationsromane; poetische Kapitalismuskritik; Romane zur Großen Depression/Weltwirtschaftskrise; Finanzkritik als Zeitkritik: Romane und Reportageliteratur der 1920er Jahre und frühen 1930er Jahre; Geldsorgen und Autorenhonorare

3. „Macht unsere Bücher billiger!“ – Der literarische Markt in Geschichte und Gegenwart
Verlagsgeschichte(n) aus ökonomischer Perspektive; Verlagsstrategien in Krisenzeiten; literarische Dystopien zur Finanzwelt und Geldwirtschaft; ökonomische Fragen an den Buchmarkt (Verlagskonzerne vs. Kleinverlage); Bedeutung von Bestsellern und Buchpreisen

4. „Das Ende vom Geld“ – Wirtschaftshistorische und –politische Kontexte
Kulturhistorische, soziologische und wirtschaftsgeschichtliche Untersuchungen;
theatrale und essayistische Antworten auf die globale Wirtschaftskrise seit 2008; Auslegungen zur „Philosophie des Geldes“; Wortmeldungen von Schriftsteller/-innen zu Wirtschaftsfragen und -problemen; Vergleiche/Unterscheide/Gemeinsamkeiten von Wirtschaftskrisen; Sprache in Krisenzeiten; der Literaturbetrieb als ökonomisches Feld

5. „Leben mit der Pleite“ – Praktikantenromane und Kreativwirtschaft
Aktuelle Bezüge und Parallelen zur Rezeption der Finanzkrise in unterschiedlichen literarischen Genres; Theaterstücke; Krisenromane: Nachfolger Falladas in der Tradition der Schilderung sozialer Ungleichheiten; alternative Geldwirtschaft (Freigeld/Schwundgeld): z.B. Kunstaktion „Knochengeld“ (Berlin, 1993); prekäre Lebensumstände und Sozialstudien in der deutschen Gegenwartsliteratur; digitale Bohème und kreatives Proletariat

Vorschläge für Referate sind mit Abstracts (max. 1 Seite) einzureichen. Die Beteiligung junger Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler ist ausdrücklich erwünscht. Schriftliche oder elektronische Anmeldungen sind bis zum 28. Februar 2014 an die Hans-Fallada-Gesellschaft Carwitz, z. Hd. Daniel Börner, zu richten.

Kontakt: hfg@fallada.de
Hans-Fallada-Gesellschaft e.V.
OT Carwitz
Am Bohnenwerder 2
17258 Feldberger Seenlandschaft

Weiterführende Informationen: http://www.fallada.de

Programm

Kontakt

Daniel Börner

Hans-Fallada-Gesellschaft, OT Carwitz, Zum Bohnenwerder 2, 17258 Feldberger Seenlandschaft
039831-20359

hfg@fallada.de

http://www.fallada.de